6. Februar 2013 | Von Tobias G. | Kategorie: Reviews
An den Black Metal Veteranen Darkthrone scheiden sich die Geister nun ja schon eine ganze Weile. Die einen mögen ihren neuen „alten“ Sound, ewig Gestrige wünschen sich, dass das Erfolgsdou einfach ein „Transilvanian Hunger“ nach dem anderen aufnimmt – vielleicht zwischenzeitlich mit einem neuen „A Blaze…“. Die Hoffnung darauf scheint längst abgefahren, da präsentieren Nocturno Culto und Fenriz vorab ein überraschend ungewöhnliches Artwork zu ihrem neusten Streich „The Underground Resistance.“ Nicht dieser komische punkige Knochenmann, der uns alle schon seid „FOAD“ begleited – nein, kriegerische Nordmänner zieren in einem unkonventionellen Braunton das aktuelle Frontblatt. Gibt es etwa eine erneute Kehrtwende in der musikalisch Ausrichtung? Immerhin haben die beiden es dank ihrem Kultstatus weder nötig sich an irgendwelche Szene-Internen „Spielregeln“ zu halten, noch erwartet man es von ihnen. So präsentiert sich der neueste Silberling halt wieder einmal ganz nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert lebt es sich leicht ungeniert.“
Eine Sache vorab: Solltet ihr den Vorgänger „Circle the Wagons“ nicht gemocht haben, werdet ihr dieses Album hassen und Darkthrone fortan wohl überhaupt kein Gehör mehr schenken, denn der erste Eindruck täuscht. Es gibt hier keine Scheibe auf die Ohren, die das Duo bei einer Rückbesinnung auf ihre Anfänge zeigt, auch klingt das Ganze nach allem anderen als nach Wikingern oder dem beliebten Wotanodin. Nein, die „Hiking Metal Punks“ gehen ihren Weg eigentlich konsequent weiter und mischen ihrem gewohnten Bastard aus Black Metal und punkiger Rotz-Rock Attitüde noch eine gehörige Portion „New Wave of British Heavy Metal“ unter.
Das Erfolgsduo hatte den Fans dieses mal nun schon im Vorfeld die Möglichkeit gegeben eine gekürzte Version des eigentlich überlangen Rausschmeißers „Leave no cross unturned“ vorab zu hören. Schon anhand dieses ersten Eindrucks schwang einem in vielen Foren direkt eine kollektive Welle der Empörung entgegen. „Schlechte Mercyful Fate Kopie“ liest man da an manchen Stellen, andere fordern gar dass die beiden die Musik, die sie machen wollen, nicht mehr unter dem legendären Namen „Darkthrone“ vertreiben sollen. Und all das nur weil der Herr Skjellum den Klargesang für sich entdeckt hat. Nun kann man ja sagen „hey, auf dem letzten Album klangen die beiden auch schon wie Eunuchen im Alkoholrausch“, letztendlich aber eben nicht so ausgedehnt wie auf „The Underground Resistance.“ Zusammen mit „Valkyrie“ und „The Ones you left behind“ sind nämlich ganze drei von sechs Songs in der Spielzeit von 41:41 Minuten in diesem gewöhnungsbedürftigen Stil vorgetragen, was die „Heavy Metal“ Schrauben der neuen Scheibe natürlich noch einmal ordentlich anzieht. Auch instrumental hält man dabei so gar nicht hinterm Berg welchen Zeiten im Metal (wohl gerade das wandelnde Metal-Lexikon Fenriz) am meisten nachtrauert – von den schon erwähnten Mercyful Fate bis hin zu Iron Maiden wird diesmal alles mal angeschnitten, was sich in den 80ern an NWOBHM einen Namen gemacht hat. Immer im Wechsel mit Stücken, die zwar auch ordentlich den Black Metal Punk rauslassen, sich aber dennoch eher an dem orientieren, was wir alle schon seit „The Cult is Alive“ kennen und mehr oder weniger zu schätzen gelernt haben. Schön, dass es da nicht den Opener „Dead Early“ als ersten Höreindruck auf die Ohren gab. So catchy die Riffs auch sein mögen und wie räudig nach wie vor der Sound des Dous aus den Boxen scheppert – für das Album und den weiteren Weg Darkthrones sind wohl nur die Titel repräsentativ. Die klingen wie bei Fenriz Helden abgekupfert. Warum sollte es jetzt so wie auf „The Cult…“ weiter gehen? Der Stil ist ausgereizt und so manch einer war sicher schon gelangweilt von der Anfangs so schockierenden „neuen“ Ausrichtung der Norweger.
Ich persönlich kann dennoch weder behaupten, dass mich das Album sonderlich überrascht hätte, noch dass ich enttäuscht davon bin. Wenn man Darkthrones letzte vier Veröffentlichungen vor lauter „Transilvanian Hunger“ hören nicht total verschlafen hat, war abzusehen dass es so kommen musste. Zu Gute halten muss man den beiden einfach, dass sie konsequent ihr eigenes Ding durchziehen und weiterentwickeln. „The Underground Resistance“ wird wieder einmal die Gemüter von Puristen erhitzen, den Fans der letzten Scheiben gefallen, aber letztendlich auch kein neuer Meilenstein in der langen Bandgeschichte sein. Hier hilft es einfach zu verstehen, dass Darkthrone keinen „zweite Welle Black Metal“ mehr spielen und das auch gar nicht wollen. Daher: Lasst das Album im Laden stehen, wenn ihr mit erwähnter Musik nichts anfangen könnt und/ oder euch der Titelsong zu „Circle the Wagons“ nicht gefiel, und geht euch danach bitte nicht direkt im nächsten Schwarzmetall Forum ausheulen, dass die 90er vorbei sind. Den beiden ist es eh scheißegal – Darkthrone sind die 80er!
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Label: Peaceville Records
Format: CD
Veröffentlichungstermin: 25.02.2013
Trackliste:
- Dead Early
- Valkyrie
- Lesser Man
- The Ones you left behind
- Come Warfare, the entire Doom
- Leave no Cross unturned
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