18. Februar 2012 | Von Nikolai W. | Kategorie: Reviews
Was tun, wenn man als Pagan Metal-Kapelle nicht im Klischeesumpf versinken möchte? Es gibt genug Beispiele, die dem inzwischen großteilig verseuchten Pagan Metal durch einen schlenker nach Unten ausweichen: In die dunklen Gefilde des Black Metal.
Durch diese Mischung erreicht man einen Mix zwischen Texten mit heidnischen Themen und dem rohen Klang einer schwarzmetallenen Gruppe.
Ob dieser Mix so funktioniert, wie er sollte erfahrt ihr im Folgenden.
Obwohl mir bei solchen Bands die Texte meist wichtiger sind als der Rest, so fällt dem geneigten Hörer hier direkt das instrumentale Können der Frankfurter Gruppe auf. Jedes Mitglied weiß mit seinem Instrument umzugehen – und das hört man auch eindeutig.
So beginnt das Intro mit einem langsamen Duett von Akustikgitarre und Geige, nur um dann richtig loszulegen. Diesen anfangs überraschenden Wechsel nutzen Ahnengrab recht häufig auf dieser Scheibe und setzen somit einen starken Kontrast zwischen langsamen Anfang und schneller, ausgefeilter Instrumentkunst. Abgesehen von diesem imposanten Zusammenspiel von Gesang, Drums und restlichen Instrumenten ist das Intro textlich eher mager. Es ist zudem der einzige englische Song des Albums und weiß leider inhaltlich weniger zu überzeugen.
Der nachfolgende Song, „Ruinen„, setzt da schon ganz andere Maßstäbe. Gesanglich und instrumental gewohnt überdurchschnittlich, wird hier ein wesentlich angenehmerer Text in gehobenem Tempo dargeboten. Der Text ist so symbolisch und voller Lyrik, wie er nur sein kann. Dies ist einerseits positiv, andererseits sehr verwirrend. Der Inhalt des Textes legt anfangs den Verlust einer nahestehenden, weiblichen Person nahe, verliert sich danach aber leider immer weiter in Beschreibungen emotionalen Leids und tiefen Schmerzes. So liest sich der Text gegen Ende leider etwas wie Einheitsbrei deutschen Metals… dabei hatte er so gut begonnen.
Anschließend wird das alte Muster des instrumentalen Kontrastes fortgeführt. „Die das Licht nie sehen werden“ ist ein Bericht über die ganzen blinden Lämmer der heutigen Gesellschaft, die nur ihren ausgetretenen Pfaden fernab des „noch glühenden Funkens“ folgen. Der lyrische Protagonist wüsste schließlich, welchen Weg es zu gehen gilt. Ist dies die erste heidnische Anspielung auf dieser noch jungen Scheibe? Das wird nicht genauer erläutert – aber es lässt sich erahnen. Instrumental ist dieser Song wieder einmal überdurchschnittlich, leider aber auch den Vorangegangenen zu ähnlich.
„Gleich einem Stein“ lässt sich inhaltlich theoretisch direkt neben dem vorherigen Titel einreihen. In einer Mischung aus Growls und Screams findet man hier ein standhaftes Statement gegen jeden Einfluss des Lebens und anderer Menschen. Der Druck, der Einfluss und das Misswollen anderer Menschen sei nur ein berstendes Schwert am starken Schild. Nicht originell, aber immer noch wahr wie nicht vieles andere. Besonders hier zeigt sich der Fokus auf modernere Themen, den man neuerdings auf vielen Scheiben zu hören bekommt.
Erstmals finden sich hier auch gesprochene und klar gesungene Stellen, was diesen Song zu eins der großen Highlights dieser Platte macht!
Ein weiterer, besonderer Teil von „Omen“ ist der zweiteilige Song „Feuer„. Mal ganz ehrlich: Ein Stück weit Kitsch MUSS schließlich dabei sein – und den kriegen wir hier. Diese zwei Kapitel handeln vom erbitterten Kampf von Christ und Heide, von Gott und Asen, von Kreuz und Rune. Dies ist somit auch der erste historische Song von „Omen“ – und dennoch absolut ebenbürtig. In gewohnt toller Ahnengrab-Manier gibt es ein Feuerwerk der Instrumente. Angefangen mit einem sehr bassbasierten Anfang lädt das folgende Melodiekonstrukt eindeutig zum Headbangen ein. In das scheibenübliche Soundkonzept wurden immer mal wieder sehr imposante Soli der Gitarre eingestreut; somit erreichen Ahnengrab hier sehr abwechslungsreiche Songstrukturen.
Der Haupttrack „Omen“ verfällt wieder in den alten Instrumentalkontrast zwischen ruhigem Anfang mit Gitarre und Flüstern und anschließendem Lospreschen der Drums und Gitarren. Insgesamt betrachtet bietet sich uns hier dennoch größtenteils ein vergleichsweise ruhigerer Titel über die Schwäche des frühen Christentums. Positiv zu erwähnen sind die Sprechparts, die etwa bei der Hälfte der Spielzeit auftreten. Gefolgt von schnellem und diffusen Flüstern versuchen Ahnengrab hier eine bedrückende Atmosphäre zu erschaffen, die ihnen auch teilweise gelingt.
Abgeschlossen wird der Song von einem fulminanten Finale von knallenden Drums, choralen Hintergrundgesängen und krächzender Stimme – und dieses Finale kann sich sehen lassen.
Anschließend gibt es noch ein nett anzuhörendes Outro, welches beinahe rein auf Violinen basiert, die zum Teil auf mehrere Tonspuren gesplittet sind. Toll!
Man muss den Frankfurter Jungs hier ein eindeutiges Lob aussprechen. Nicht nur haben sie sich textlich zum größten Teil vom Kitsch abheben können, nein, sie haben auch instrumental ein sehr gekonntes und überdurchschnittliches Werk abgeliefert. Sie haben verschiedenste Geschwindigkeiten, Stimmungen und Strukturen abgedeckt, aber leider findet sich ein sich oft wiederholendes Melodiemuster in vielen Songs, welches die Abwechslung stark lindert.
Warum hätte man zudem diese ruhigen und besinnlichen Parts nicht mal in einem eigenen Song konsequent weiterführen können? So etwas hätte sicherlich die Atmosphäre nur gesteigert und einige WOW-Effekte mehr erzeugt, die leider an einigen Stellen fehlen. Sehr positiv ist allerdings das Finale mit Titelsong und Outro, das ruhig hätte etwas länger sein können.
Dennoch: Dieses Album ist ein wichtiger Schritt des heutigen Pagan & Black Metals. Es zeigt, wie es gemacht werden muss und macht so definitiv Lust auf mehr!
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Label:
Einheit Produktionen
Bandpage:
Ahnengrab Official
Veröffentlichungstermin:
17.02.2012
Trackliste:
1.Intro/Seek for the Past
2.Ruinen
3.Die das Licht nie sehen werden
4.Gleich einem Stein
5.Furcht
6.Feuer Kapitel I – Entfacht
7.Feuer Kapitel II – Flammenheer
8.Ermattend‘ Glanz im Niedergang
9.Wind
10.-
11.Omen
12.Outro
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