22. August 2013 | Von Cha Lee | Kategorie: Interviews
Stormlord gehören in der Metalszene schon zum alten Eisen, da ist es endlich mal an der Zeit das Bandgeschehen ein wenig unter die Lupe zu nehmen. Unzählige Alben, etliche Konzerte und eine Horde von Fans können die fleißigen Italiener auf ihrem Konto verbuchen. Sänger Cristiano Borchi und Bassist Francesco Bucci standen für das Empyre-Mag Rede und Antwort.
Cristiano beginnt das Gespräch mit einem Blick in die Vergangenheit. „Stormlord existieren seit 1991. Wir waren eine junge Schulband und wollten nur unseren Spaß haben. Das Lineup wechselte viele Jahre, bis wir zu unserer akutellen Besetzung kamen. Meine Idee war es damals, epische Musik mit extremen Riffs zu kombinieren – was eignet sich da besser als melodischer, extremer Epic Metal? Black Metal-Einflüsse entstanden zu der Zeit automatisch, da Norwegen diesen Stil mit seinen Skandalen angekurbelt hat.“ Wenn es um den roten Faden in den Songtexten geht, sind sich beide einig. Francesco erläutert: „‚Hesperia‘ ist das erste Konzeptalbum unserer Karriere – unglaublich, oder? Ich hatte diese Idee schon länger, nur ließ sie sich nie umsetzen. Es war harte Arbeit ein Konzept auszuarbeiten, in dem Einflüsse von extravagantem Musical, lyrischen Textpassagen und passender Vertonung zustande kommen. Ich hatte mehrere Gedanken. 1.) das Album sollte Einflüsse mediterraner oder lateinamerikanischer haben, 2.) ich wollte keine simple Geschichte, die Schritt für Schritt erzählt wird. Ich entscheid mich für den Poeten Vergil und sein Werk „Aeneid“. Ich habe Vergils Werke seit Jahren studiert und so bot es sich an, ihn in ein Konzept einzubauen.
Unsere Vergil-Geschichte basiert auf einer anderen Sichtweise als die, die der Leser beim schmökern seiner Werke hat. Aeneis ist ein Mensch wie wir alle und erlebt eine epische, tragische Geschichte inklusive Liebe, Hass, Verzweiflung und Neid auf dem Weg vom verbrannte Troja nach Latium. Am Ende hat sich die Idee gelohnt und wir sind stolz auf ‚Hesperia‘.“ Als die Musiker den Weg ins Studio antraten, um ‚Hesperia‘ aufzunehmen, waren sie gelassen. Echte Profis eben! „Wie gewohnt haben wir das Album mit unserem Produzenten Giuseppe Orlando aufgenommen. Orlando begleitet uns nun schon seit unserer EP ‚The Curse Of Medusa‘ und hat uns stets gut beraten.“, plaudert Francesco. „Wir wollten ein Album aufnehmen, das natürlich klingt und keineswegs kitschig oder künstlich aufgesetzt ist. Wenn man sich einige Extrem-Metal CDs anhört, merkt man wie ähnlich sie klingen: auf Hochglanz produziert, seelenlos und perfekt. Sowas wollten wir auf keinen Fall. Natürlich wollten wir den exzellenten Standard einer Metal-Produktion, aber wir wollten Herzblut mit einbringen – ein großes Stück Stormlord, unsere Persönlichkeit. So wie die Gitarren auf dem Album klingen, so klingen sie auch live.“ Auf die Frage hin, was Musik ihnen persönlich bedeutet, antwortet Francesco: „Das Schreiben von Texten ist meine Passion. Zusammen mit der Musik ist es eine Erfüllung, die kaum zu beschreiben ist. Ich kann mich durch die Musik ausdrücken, meiner Wut Luft machen und Emotionen aus der Seele schreiben. Sie ist allerdings auch ein Fluch, denn sie hält mich nachts des öfteren wach, da mir ab und zu noch ein paar gute Ideen einfallen, wie man dies oder jenes noch besser oder anders machen könnte. Ich kann mir keinen schöneren Fluch vorstellen!“
Stormlord veröffentlichen ihre Alben nur, wenn sie zu 100% damit einverstanden sind. Deshalb dauert dieses Prozedere auch seine Zeit. Man merkt wie sehr sie sich mit ihrer Musik identifizieren und mit wie viel Hingabe und Leidenschaft sie ans Werk gehen. Die Band kennt den Stress einer neuen Album-Produktion und lässt sich davon nicht mehr beeindrucken. Wenn etwas Zeit braucht, dann ist es eben so. Es hetzt sie ja niemand. Diese Gelassenheit können sich nur die Pioniere des Musikbusiness erlauben.
Momentan planen Stormlord ihre Live-Aktivitäten und hoffen bald auch Deutschland mit ihren Songs beeindrucken zu können. „Jedes Live-Konzert war eine Erfahrung wert und jede Band, mit der wir gespielt haben, hat uns beeindruckt. Wir sind seit 1991 unterwegs und durften die Bretter mit Größen wie Opeth und Testament, Slayer und Type O Negative teilen. Ich kann nur für mich selbst sprechen“, sagt Frencesco, „aber ich würde gerne mit Summoning oder Falkenbach spielen. Das wäre wirklich ein Traum. Und da es Bands sind, die nicht touren, wird es wahrscheinlich auch ein Traum bleiben. Wichtig ist es erst einmal, dass die Fans uns sehen dürfen. Unsere Live-Präsenz in Deutschland war in der Vergangenheit rar gesät, aber wir planen euch in unsere nächste große Tour mit ein!“
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