8. April 2013 | Von Acromania Intoleranz | Kategorie: Reviews
Es fühlt sich an als wäre man ein Schürfer auf der Suche nach einem neuem ungeschliffenen Juwel; wie ein Drogenabhängiger auf dem Sehnsuchtstripp nach einem neuen Kick. Zum Dealer des Vertrauens hat man ein liebevoll-romantisches Verhältnis, vertraut. Doch oftmals bleibt dieses Begehren tief im Blut unbefriedigt und man kalt in den dunklen Zimmerecken zurück. In einer überfütterten Medienzeit, in der Black Metal schon lange nicht mehr Untergrund-Kvlt ist und man bereits diskutiert, was Mainstream ist, Stimmen laut werden: „Black Metal ist tot!“, ist es deswegen umso schöner, wenn man in all der Masse an „neuen, innovativen, individuellen“ Bands wirklich ein Highlight entdeckt. So erging es mir mit Thorngoth.
Die Bad Tölzer (Bayern, Deutschland) sind keine Neuerscheinung, keine grün-hinter-den-Ohren Jungs, keine Pentagram-an-Kellerwände-Maler, sondern bereits mit ihrem dritten Full-Length Album und einer Demo etablierte Größen des deutschen Black Metals, doch nicht weniger experimentierfreundlich. „Schwarz-Karg-Kalt“ erscheint mit insgesamt 47 Minuten, auf neun Lieder verteilt, via Folter Records.
Nun wäre es nicht ungerechtfertigt jedes Lied in voller Emotionalität und Stärke beschreiben zu wollen, doch das würde den Rahmen sprengen und mit unnötigem Geplänkel langweilen. Wie bei den meisten Sachen im Leben heißt es auch hier: Selber hören, selber erleben, selber genießen. Damit aber trotzdem ein kleiner Einblick gegeben werden kann:
„Schwarz-Karg-Kalt“ heißt das erste Lied und biete genau diese Beschreibung an, die man für dieses Lied treffen sollte. Ein Intro voller Kraft schlägt einem erst heimlich und
symphonisch anmutend entgegen, bricht dann aber mit gutturalem Gesang durch die Decke der zu dünnen Hörerpsyche. Eine Atmosphäre wie vor einem baldigen Ruin wird aufgebaut, mit chorähnlichem Zugesang unterstützt; kräftiges Schlagwerk geht erst in poetischer Bassspur dann in Cleangitarre(n) über.
Melancholisch, aber nicht selbstmitleidig, kraftvoll, aber nicht übertrieben extrem, verspielt, aber nicht lästig führen Thorngoth weiter durch ihre Veröffentlichung, sind nie langweilig oder zu viel/zu wenig. Die Stimme ist eine Mischung aus Clean/Guttural, nichts von beidem wirklich und das ist so passend zum Gitarrengeschredder und Blastbeat, dass es einem fast das Herz bricht. Energische Parts geben den ruhigen die Türklinke in die Hand.
Alles in Allem haben Thorngoth mit Schwarz-Karg-Kalt ein Album manufakturisiert, das mitreißend, bewegend, laut und leise ist. Eine Empfehlung für jeden, der gerne Black Metal mit dem gewissen Etwas hört, der über Tellerränder schaut und dabei nicht misanthrophisch-verklärt alles für schlecht befindet.
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Format: CD
Bandpage: Thorngoth
Veröffentlichungstermin: 12. April 2013
Trackliste:
- SCHWARZ-KARG-KALT
- Im toten Feld der Wirklichkeit
- Umkehr der Kräfte
- Todesschrei der Materie
- Leblos Totgestein
- Aggressor
- Lavaplanet
- Das Licht stirbt
- Alles ist erstarrt
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