7. Januar 2013 | Von Silas Mellentin | Kategorie: Reviews
Finsterforst – ein freilich doch recht seltsamer Name. Schaut man sich dieses Wort mal genauer an (oder liest den Wikipedia-Artikel), erfährt man, dass es sich um ein Synonym für den Schwarzwald handelt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf fragt man sich auch nicht mehr, was denn „Black Forest Metal“ sein soll – Schwarzwaldmetall also. Neben der typischen Metal-Besetzung komplettieren noch Akkordion und Keyboard das Instrumentarium, das Ganze ist eine Mischung aus Folk und Black Metal, mit teilweise deutlich hörbaren anderen Einflüssen.
„Rastlos“ heißt das gute Stück, und kommt, nachdem die Band nicht mehr bei Einheit Produktionen ist, von Napalm Records. Kommerz-Musik? Nein, Finsterforst haben einfach ihren eigenen Stil gefunden und sind damit zugegebenermaßen sehr erfolgreich. Kurzum, die von vielen Seiten hochgelobte Scheibe macht einfach nur Spaß. Zugegeben, das tut Korpiklaani auch. Doch schon beim bloßen Anschauen der Platte fällt eines auf: Bis auf die beiden Interludien haben alle Songs eine Spiellänge von über 10 Minuten. Das fällt beim Hören überhaupt nicht auf, denn die Songs sind allesamt sehr abwechslungsreich. Mal gibt es ordentliches Geballer, dann wieder balladeske Stücke, Folk und Atmosphäre. Teilweise wird es sogar regelrecht hymnisch, gerade in den Klargesang-Passagen (z.B. „Stirbt zuletzt“). Das wird noch unterstützt durch eine glasklare Produktion, während diese vollkommen im Kontrast steht zu Teilen der Musik, die hin und wieder doch recht dreckig gespielt wird. Gerade dieser Kontrast macht das Gesamtwerk noch einmal interessanter, auch die orchestralen Einspielungen mitten in Black Metal-Passagen bringen noch einmal einen gewissen Überraschungseffekt.
Es gibt zahlreiche Tempowechsel, was oft zu einem sehr gegensätzlichen Teil hinleiten soll, beispielsweise von rohem Geknüppel zu einem hymnischen Zwischenspiel. Und von denen gibt es auch innerhalb der Lieder einige, was bei Spielzeiten von 10 bis 22 Minuten auch nötig ist. Die Spielzeit liegt etwas über 76 Minuten, was es natürlich schwierig macht, sich das Album als Ganzes anzuhören. Doch genau darin liegt der Punkt: Das Album bildet eine Einheit, die mit dem ersten Ton beginnt und erst mit dem allerletzten Akkord abschließt. Sich einzelne Lieder anzuhören macht wenig Sinn, denn dann kommt die Atmosphäre und Gesamtstimmung des Albums nicht vernünftig rüber.
Hat man jedoch 76 Minuten Zeit und Ruhe, dann ist diese Scheibe genau das Richtige. Das Album ist sein Geld auf jeden Fall wert und kann von jedem, der atmosphärischer Musik etwas abgewinnen kann, genossen werden. Abzüge gibt es aufgrund der Interludien, die sich zwar einfügen, aber besser hätten eingearbeitet werden können, und aufgrund des teilweise eintönigen Gesangs. Herausragend sind jedoch die Klargesangs-Passagen und die Verbindung der Keyboard-Orchester, des Akkordeons und des Black Metal.
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Label: Napalm Records
Bandpage: finsterforst.de
Format: CD
Veröffentlichungstermin: 23. November 2012
Trackliste:
1. Nichts als Asche
2. Fremd
3. Am Scheideweg
4. Stirbt zuletzt
5. Ein Lichtschein
6. Rast
7. Flammenrausch
(7/10)
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