Sabbath Assembly – Ye Are Gods (Reviews)

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Interpret:
12. September 2012 | Von | Kategorie: Reviews

Sabbath Assembly – Ye Are Gods

Sabbath Assembly haben mit Restored To One ein recht obskures Debüt zur akuten Retrowelle beigetragen, welches einen recht eigenständigen Weg einschlagen konnte, immerhin bestand das Album aus Coverversionen der Musik einer in den Sechzigern gegründeten religiösen Vereinung. Um sich auf das zweite Album Ye Are Gods einzustimmen, sollte man sich zunächst mit ein paar Fakten über den Hintergrund der Band befassen.


 

Die Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts lieferten gerade im Schmelztiegel USA eine Vielzahl obskurer Vereinigungen und religiös motivierter Gruppierungen einen wahren Nährboden für oft krude, manchmal auch revolutionäre spiritistische Ideen. Geschwängert von der hippiesken und durch allerlei Bewusstseins erweiterten Mittel berauschten Kultur der dortigen Jugend fand nicht nur ein Charismatiker wie Anton Szandor LaVey Anhänger für seine Church of Satan, sondern auch ein nicht sonderlich kreativer Science Fiction Autor wie L. Ron Hubbard Mitglieder für seinen (wirtschaftlich erfolgreichen) möglichen Weg zum eigenen Seelenheil namens Scientology. Mit dem Paar Mary Anne und Robert DeGrimston, welche Hubbard als sogenannte „suppresive Personen“ bezeichnete, also Menschen, die der Church of Scientology schaden, spaltete sich schließlich die Process Church of The Final Judgement ab, die mit ihrer gnostischen Verehrung für Gott und Satan gleichzeitig Aufsehen erregen konnten.

 

Robert DeGimston

Die Liturgie der Kirche ist geprägt von Liedern, die Jehova, Satan, Luzifer und Christus zugleich huldigen, die Erlösung am Ende aller Zeiten und der letzte Richterspruch wird von Christus erteilt, die Vollstreckung dessen soll Satan übernehmen. Es entsteht daraus ein durchaus interessante Dualität und vor allem eine Gleichsetzung der Attribute „gut“ und „böse“, von der sich ein gewisser Charles Manson durchaus angezogen fühlen mochte. Heutzutage besteht von der Process Church nur noch die Tierschutzorganisation Best Friend Animal Society, welche mit religiösen Praktiken nahezu nichts mehr zu tun hat.

 

Ohne dieses Wissen ist es durchaus schwer sich mit Sabbath Assembly angemessen zu beschäftigen, denn Ye Are Gods wurde als Messe konzipiert wie sie vielleicht tatsächlich so stattgefunden haben mag. Einen Eindruck wie das ausgesehen haben könnte, kann man sich im Netz machen, der Aufbau aus der christlichen Liturgie ist bemerkenswert, wenn man neben dem Kreuz den Kopf Baphomets hängen sieht. Das Symbol aus der heiligen Taube und dem schwarzen Raben, die am Körper zusammengewachsen sind, beeindruckt nicht weniger, vielleicht sind die Philosophien der Kirche in der heutigen Zeit auch wieder präsenter als je zuvor.

 

Sabbath Assembly

Musikalisch haben sich Sabbath Assembly hörbar weiterentwickelt. Die Stücke wurden wesentlich detailierter arangiert, die neue Stimme der Band, Jamie Myers (Hammers Of Misfortune, Wolves In The Throne Room) fügt sich hervorragend ein, auch wenn mir persönlich Jex Thoths Stimme letztendlich besser gefiel. Jamie schafft aber den Spagat aus poppigem und dennoch „alt“ klingendem Gesang so gut, dass man sich mit ihr schnell arrangieren kann. So wandeln die zehn Stücke zwischen beschwingten Gospelsongs (Exit), manchmal engelsgleichen Hymnen (Bless our Lord and Master) und auch introvertierten Folksongs (We give our lives) und sorgen in den knapp vierzig Minuten für einiges an Abwechslung. Dem Hörer könnte der messenhafte Aufbau unter Umständen zunächst ungewohnt zurücklassen, die einzigartige Atmosphäre wird dadurch aber nur verstärkt und reißt einen letztendlich sogar soweit mit, dass man in voller Inbrunst Jehova und Luzifer zugleich anrufen möchte.

 

Im Endeffekt machen also Sabbath Assembly alles richtig, verbessern sich soundtechnisch auf ganzer Linie und schließen mit Ye Are Gods an den schon unheimlich guten Vorgänger Restored To One locker an. Anhänger der aktuellen Retrowelle dürfen auf alle Fälle ein Ohr riskieren, authentischer kann man wohl kaum in diese Zeit geführt werden. Und vielleicht lässt sich der ein oder andere die Gedanken DeGrimstons durch den Kopf gehen, mehr als die Auswüchse einer sektierenden Randerscheinung darf man seiner Philosophie durchaus zugestehen.

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Label: Svart Records

Bandpage: https://www.facebook.com/SabbathAssembly

Format: CD, LP

Veröffentlichungstermin: 21. September 2012

Trackliste:

  1. Let us all give praise and validation
  2. We come from the one
  3. Bless our lord and master
  4. We give our lives
  5. Exit
  6. Christ you bring the end
  7. And the clarion calls
  8. In the time of abaddon II
  9. Transcendence
  10. The love of the gods
(9 / 10)

(9 / 10)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Gelesen: 382 · heute: 0 · zuletzt: 31.03.2025

Ein Kommentar auf "Sabbath Assembly – Ye Are Gods"

  1. Dennis Knoll sagt:

    Sehr toll geschrieben und vor allem die Geschichte dahinter beschrieben.
    Ich danke für das Review, hat mir sehr gut gefallen. Vor allem mit der musikalischen Untermalung.

    Das Album war mir beim „nebenbei“ hören jedoch sehr suspekt. Ich glaube nach diesen Zeilen fällt es mir vielleicht leichter und ich gebe dem ganzen noch eine Chance.

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