2. August 2012 | Von Tobias G. | Kategorie: Reviews
Aschenglas aus Österreich ist eine dieser Bands in die ich mal reingehört habe und für deren längeren musikalischen Konsum mir dann schlichtweg die Nerven gefehlt haben. Dabei las ich Vielerorts: „Großartige Demo, Innovativ…bla, bla, bla“ – ihr kennt das ja. Ich habe mich zugegebenermaßen direkt gefragt warum die Aufnahmen des Dous bei ihrer oft bescheinigten Qualität mit Talheim Records über ein Label erscheinen, dass mir im allgemeinen als Vertrieb rauschiger Garagenkombos in Erinnerung war. Bei ihrem ersten vollen Album nun zeigt sich allerdings, dass ich gar nicht großartig über meinen eigenen Schatten springen muss um meine anfänglichen Vorurteile zu überwinden, auch wenn einem stellenweise nach wie vor das Schaudern kommen kann.
Mein Problem damals war wohl mit den falschen Erwartungen an Aschenglas herangegangen zu sein – ich hatte Black Metal erwartet, und bekommen habe ich einen merkwürdig melodischen Dark Metal mit Gassenhauertiteln wie „Ein Toter schwimmt im Kreis herum“ und einem Sänger, der klingt als würde man einem Gremlin auf die Weichteile treten. Wundert es da wirklich
irgendjemanden, dass ich mich vorurteilsbelastet auf einen Totalveriss eingestellt habe? Zumal der erste Titel „Weinende Engel“ absolut nicht dafür sorgt, dass sich mein schlechter Eindruck ändert. Besagter „Gesang“ der sich am ehesten mit einer etwas schlechteren Version der mitlerweile ja ebenfalls handzahmen Eisregen vergleichen ließe, lässt direkt wieder meine Zehennägel aufrollen. Mit etwas Überwindung bringe ich mich nach einigen Anläufen nun allerdings doch dazu Alexander und André eine weitere Chance zu geben und siehe da – schon „Viel zu schlimm um wahr zu sein“ erweist sich trotz starkem Einsatz des Keyboard als unerwartet hörbar. Die Riffs sind griffig, und die krächzende Stimme weicht gelegentlich einem tiefen Klargesang, der in Verbindung mit den Keys eher an Gothic-Rock als an Black Metal erinnert. Für die Leute denen das Dou vor allem wegen folkigem Gedudel in Erinnerung gelieben ist bieten die beiden einem mit „Brandemann“ einen Titel, der extrem aus der Reihe tanzt, indem er eine auf das Keyboard gestützte Medieval-Schiene fährt, die mich bis zum Gitarreneinsatz an eine (wiederum schlechtere) Version von Ambient Projekten wie Lord Wind erinnert. Da ich aber für gewöhnlich gar kein Freund von übermäßigen Folk-Einflüssen bin, freut es mich natürlich, dass dieser Titel eine Ausnahme zwischen Titeln wie „Inkälte“ und „Schwesterleins letzter Tag“ darstellt, die sich musikalisch stark an den eben schon genannten Ohrwurm ausrichten und besonders durch wechselnde Stimmlagen das große Manko der Vocals auszubügeln wissen.
Mit „Zu horchen zur Geschicht“ und „Klein Leidenslied“ finden sich außerdem zwei Instrumentale Interludien, die das ganze durchaus aufzulockern wissen. So wird immerhin nicht erst zum Outro „Am Ende dunkelts ganz und gar“ hin klar, dass die beiden neben eingängigen Melodien auch ein Händchen für Atmosphäre haben. Der flächige Synthie-Rausschmeißer Titel punktet bei mir besonders, wohl auch weil man sich hier ganz und gar in der Musik verlieren kann, ohne sich an am Gesang oder der leider (für diese Musik) viel zu schlechten Produktion zu stören. Denn dass Aschenglas kein „Black Metal“ im eigentlichen Sinne ist, dürfte bei meiner Beschreibung schon jedem klar geworden sein. Ergo braucht eine solch vielschichtige Musik, irgendwo zwischen Folk-, Gothic- und Dark Metal auch keine organische Kellerproduktion sondern eigentlich den bestmöglichen Klang um jedes Instrument ordentlich in Szene zu setzen. So jedoch kommen auch die Titel mit Potential leider nicht wirklich zur Geltung und der zornige Liliputaner am Gesang tut sein übriges mir die Musik madig zu machen. Nichtsdestotrotz bekommt man hier ein abwechslungsreiches Album geboten, das Leute denen die Demos gefallen haben nicht enttäuschen wird – und auch Fans der „neueren“ Eisregen und Dornenreich sollten mal ein Ohr riskieren.
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Label: Talheim Records
Bandpage: http://www.aschenglas.com/
Format: CD
Veröffentlichungstermin: 16.12.2011
Trackliste:
1. Weinende Engel
2. Viel zu schlimm um wahr zu sein
3. Inkaelte
4. Zu horchen zur Geschicht
5. Brandemann
6. Klein Leidenslied
7. Schwesterleins letzter Tag
8. Schwarzer Regen
9. Schauderreich
10. Am Ende dunkelts ganz und gar
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Eine wirklich ordentliche Scheibe.
Wenn man mich fragt, dann klingt das ziemlich nach alten Dornenreich mit dem Sound älterer Dornenreich.
Um genau zu sein klingt die Band so, wie Dornenreich heute klingen sollte. Nur eben mit schlechterer Produktion.
Und eben jene würde der Band echt gut stehen. Ich hoffe das ein kommendes Werk auch einen ordentlichen Sound hat. Das Songwriting ist allerdings sehr gelungen. Dazu noch ein paar eigene Akzente setzen und nicht auf Teufel komm raus Dornenreich, perfekt.