26. Juli 2012 | Von Christopher Rutz | Kategorie: Reviews
Mit Grisâtre erging es mir so, wie es die meisten unter „flüchtiger Bekanntschaft“ kennen. Man lernte sich im Jahre 2008 in Form der Grisâtre/Desolation Split kennen, sympathisierte sofort, verlor sich aus den Augen und eh man sich versieht, steht sie 4 Jahre später in Form der Full Lenght Esthaetique wieder vor einem und man fragt sich wo die Jahre geblieben sind. Was die Veröffentlichungen anging, war Rokkr (der Mann hinter Grisâtre) in der Vergangenheit alles andere als Untätig. Immerhin hatte man mittlerweile ein weiteres Demo namens L’oeuvre du fou, die Split Ataraxia Utopia, das erste Vollalbum L’idée de Dieu und mit der aktuellen Full Lenght Esthaetique so einige Werke veröffentlicht.
In der Zwischenzeit ist es Sommer geworden. Bei wolkenlosem, blauen Himmel und Sonnenschein ist es eine sehr untypische Zeit um sich dem Depressiv Suicidical Black Metal zu widmen. Aber so untypisch die Jahreszeit für den DSBM auch gewählt sein mag, desto typischer beginnt das Intro von Esthaetique als eingängiges Klavierstück, wie man es bereits von Nocturnal Depression, Thy Light oder anderen Szenengrößen wie Gris schon gehört hat. Nach dem Intro wird schnell klar, dass Rokkr in der folgenden dreiviertel Stunde alles daran setzen wird, seinem Hörer die warme Sommerluft auszutreiben und im Bann der nächsten 3 Lieder die Kälte zu lehren. In den ersten Sekunden beginnt “L’Abstrait” mit stillen Akustikklängen, bis Rokkr im Midtempo den Song für die nächsten 15 Minuten anstimmt und unter schneidenden Gitarren und verzweifelten Schreien auf den Hörer Druck aufbaut. Nach einem kurzen Ambient Part in der Mitte des Songs mündet dieser wieder in seinen hypnotischen Rhythmus der sich bis zum Ende des Liedes fortsetzt. “L’Impression” hält sich seinem Vorgänger sehr ähnlich, wieder ein Akustik Part zu Beginn, wieder überwiegend Midtempo und wieder ruhige Parts, welchen auch diesen langen Song sehr abwechslungsreich gestalten. Mit “Opus Demens” folgt nun auch schon der vierte und somit letzte Song des Albums, welcher uns allerdings mit einer Spielzeit von über 14 Minuten noch beschäftigen wird.
Generell auffallend ist, dass Rokkr seine Vocals immer sehr bedeckt im Hintergrund hält. Es entsteht zu keinem Zeitpunkt der Eindruck, dass die Vocals zu sehr im Vordergrund stehen oder aufdringlich wirken. Insgesamt hat man nach Abschluss der vier Lieder nicht das Gefühl unterschiedliche Stücke, sondern eher ein Stück als Gesamtwerk gehört zu haben. Die Übergänge zwischen den einzelnen Liedern, die immer wiederkehrenden Rhythmen, Akustik Parts und Pausen sind Rokkr so gut gelungen, dass man sich völlig in seiner Musik verlieren kann und es einem vorkommt, als ob sich die letzten Minuten stetig Wiederholt haben, man aber dennoch nichts anderes hören wollte.
Zu dem Artwork des Albums kann man wohl nicht allzu viele Worte verlieren, da mir auch nach längerem Betrachten nicht wirklich klar ist was man mit der Covergestaltung ausdrücken oder abbilden möchte. Das schwarz/weiß gehaltene Frontcover zeigt neben dem in der Ecke platzierten Bandlogo in meinen Augen schemenhaft eine Sanduhr, welche jeden Moment unter den vielen eindringenden Schleiern und dem Licht zu verschwinden droht. Ganz so, als würde die Zeit ablaufen… Und so lief auch für Esthaetique, mit einer Gesamtspielzeit von insgesamt 44:59 Minuten bei nur vier Liedern, die Zeit ab.
Fazit – Depressiv Suicidical Black Metal war noch nie jedermanns Sache und so wird auch Grisâtres Esthaetique nicht nur auf Zuneigung treffen. Es ist kein Album zum Auto fahren, Bügeln, Feiern oder sonstiges. Es ist ein Album auf welches man sich einlassen muss. Ein Album, das einem soviel geben kann, wie man ihm selbst gibt. Für mich steht jedenfalls fest, dass ich Grisâtre diesmal nicht so lange aus den Augen verlieren werde. Freunde von Gris, Krohm oder Make a Change… Kill Yourself sollten hier auf jeden Fall zuschlagen!
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Label: Dusktone
Bandpage: Grisâtre Facebook
Veröffentlichungstermin: 21.03.2012
Trackliste:
- Intro
- L’Abstrait
- L’Impression
- Opus Demens
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