13. März 2012 | Von Tobias G. | Kategorie: Reviews
Schon mal im nebeligen Zwielicht der Dämmerung ein Reh mit dem Auto angeschoben? Ich glaube ich bin nicht der einzige der die Erfahrung machen durfte dass diese Tiere extrem Selbstmord gefährdet sind. In den Niederlanden dürfte es geschwindigkeitsbedingt ja gleich viel schwieriger sein eins der scheuen Viecher zu erwischen. Dennoch betitelt das Holländische Blackgaze Projekt Cold Body Radiation seinen zweiten Output gerade „Deer Twilight.“ Ob sich das reinhören lohnt und wir es hier mit einem kapitalen „Hirsch“ zu tun haben, oder es sich bei der Scheibe um einen musikalischen „Wildunfall“ handelt, lest bitte im folgenden:
Der Niederländer mit dem einfallsreichen Pseudonym „M.“ konnte schon 2010 mit seinem Debüt „The great white Emptyness“ auf sich aufmerksam machen. Dabei ist es ja gerade durch die anhaltende Flut von so genanntem „Post Black Metal“ gar nicht mal so einfach sich einen Namen zu erspielen – insbesondere unser Nachbarland besitzt da mit Bands wie „An Autumn for crippled Children“ harte Konkurrenz. Aber da sich die stark Shoegazelastige Musik erwartungsgemäß wieder einmal an Pionieren des Genres ausrichtet werden Fans von Alcest und Les Discrets zumindest mit abstrichen bedient.
Diese müssen insbesondere beim Gesang gemacht werden, den der Mann sich von mir aus schlichtweg hätte sparen können. Nachdem das instrumentale Titelstück nämlich in „Make Believe „ übergegangen ist stört der Pseudo-Neige Hintergrundsingsang die aufgebaute Atmosphäre deutlich. Dabei hatte der Einstieg mit seinen verhallten Gitarren eigentlich recht schnell bei mir gezündet und auch die klaren Bassläufe waren mir positiv aufgefallen. Mit einem weit in den Vordergrund gemischten Bass kann man mich ja spätestens seit Isolations „Closing a Circle“ wirklich begeistern – dennoch sollte ich anmerken dass es dem ein oder anderen vielleicht sogar zu viel des Guten sein könnte. Immerhin sprechen wir hier von der kompletten Spiellänge von 41 Minuten, in denen der Bass in jedem Stück eine nicht unerhebliche Rolle einnimmt.
Grundsätzlich schlägt sich M. ansonsten nicht schlecht und bietet über die volle Länge von sieben Stücken einen gelungenen Mix irgendwo zwischen Post Rock und Shoegaze, der für mich eigentlich nur eins vermissen lässt: den Black Metal. Ich bin mittlerweile viel gewohnt was das angeht, aber selbst Vorreiter wie Alcest lassen ihre schwarzmetallenden Wurzeln noch gelegentlich durchblicken. „Deer Twilight“ ist ein Album das sich irgendwo im Nebel zwischen hallenden Gitarren und melodischen Klanglandschaften verliert, ohne dabei wirkliche Ausbrüche aus der träumerischen Atmosphäre zu zu lassen. Dem Schwarzmetall zugestehen kann man, wenn man denn mal beide Augen zudrückt, allerhöchstens das verzerrte Gekreische das nur noch sporadisch zu finden ist. So wirkt die komplette Scheibe leider auf lange Sicht, zumindest für mich, sehr ermüdend. Keine harten Ausbrüche, keine Überraschungen, kein Black Metal – zurück lehnen und wegdösen. „Deer Twilight“ hat leider etwas von Warteschleifen-Musik einer Telefon Hotline. Schade, denn Grundsätzlich Potential wäre gegeben, und an netten Ideen hapert es ebenfalls nicht – lediglich an der Eigenständigkeit, dem Gesang und der Haltbarkeit hätte der Mann zu arbeiten. So jedoch geht mir leider zu schnell die Motivation flöten mich weiter mit dieser Platte zu beschäftigen. Für generelle Anhänger solcher Töne ist „Deer Twilight“ aber sicher trotzdem nicht verkehrt.
[contentbox headline=“Cold Body Radiation – Deer Twilight“ type=“normal“]
Label:
Duskstone
Bandpage:
Format:
CD
Veröffentlichungstermin:
November 2011
Trackliste:
1. Deer Twillight
2. Make Believe
3. The Night Reveals
4. Shimmer
5. A Change of Pace
6. Concept of Forever
7. Yes, Maybe the Stars
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