17. Februar 2012 | Von Stefan Döring | Kategorie: Reviews
Wenn man als Musiker einen gewissen Stempel aufgedrückt bekommt, der scheinbar das komplette Schaffen beschreiben soll, steht man recht schnell in einer Ecke, in der man eigentlich überhaupt nicht sein möchte. So stehen Vargnatt dank der Verwendung eines Samples aus dem Kult-Rollenspiel Chronotrigger zumindest bei den Menschen, die ich kenne, in der Ecke des Videospiele-Black Metals um es einmal mit einer neuen und ebenso unsinnigen Genrebezeichnung zu versuchen. Abseits davon, dass die Demo Nur ein Traum auch noch ganz andere Qualitäten aufweist, mag das ja noch nicht einmal schlecht sein, immerhin haben es die Japaner, allen voran Nobuo Uematsu, der für die klassischen Final Fantasy Soundtracks verantwortlich war, stimmungstechnisch wirklich drauf, Gefühle in musikalischer Form zu gießen.
Dementsprechend stimmungsvoll und melancholisch durfte man Nur ein Traum dann auch erleben. Mittlerweile sind nahezu fünf Jahre vergangen und die eher gefühlsbetonte Stimmung der Demo ist einer ziemlichen Angriffslust gewichen. Die fünf neuen Stücke knüppeln sich ordentlich nach vorne, verpassen es aber nicht, auch einmal in eher ruhigen Abschnitten zu schwelgen. Die Produktion ist sehr roh, die Gitarren sind herrlich verhallt, es lässt sich dennoch jedes Instrument, einschließlich des Basses, der dem Ganzen eine gute Struktur liefert, gut heraus hören. Auch dieses Mal hat sich Evae von Uematsu inspirieren lassen, wobei ich aber ehrlich gestehen muss, dass ich diesmal nicht wirklich weiß, in welchen Abschnitten dies geschehen ist, was natürlich auch für Vargnatt spricht, wenn diese Einflüsse nicht allzu deutlich zu erkennen sind. Wenn man die Neuausrichtung der Musik mit etwas anderem vergleichen möchte, käme mir als erstes in den Sinn, dass sowohl der Sound als auch die Musik selbst etliche Parallelen zu dem Debut der Kanadier Forteresse aufweisen. Dazu tragen nicht nur die Knüppelabschnitte, sondern auch die Verwendung der hohen, melodiegebenden Leadgitarren bei.
Ich persönlich muss sagen, dass ich mit dieser Erweiterung des musikalischen Spektrums Vargnatts nicht völlig zufrieden bin, denn leider bleiben in meinen Ohren die Emotionen, die Nur ein Traum auslöste etwas auf der Strecke. Wenn man sich jedoch auf Durch die Stille einlassen mag, welches ja mal so rein gar nicht still ist, erhält man eine sehr solide Black Metal Veröffentlichung, die durchaus ihre Momente besitzt. Dabei sagt mir der Opener Geist in Ketten auf jeden Fall am meisten zu, da dessen Spannungsbogen durch den Wechsel aus ruhigen und heftigen Passagen gut ausgearbeitet wurde. Generell plätschert Durch die Stille ein bisschen an mir vorbei, was jedoch niemanden hindern sollte in die MCD vorher rein zuhören. Es bleibt jedenfalls zu hoffen, dass Vargnatt nicht wieder in der Versenkung verschwinden, weist die Musik Evaes doch großes Potential auf.
[contentbox headline=“Vargnatt – Durch die Stille“ type=“normal“]
Label:
Bandpage:
Veröffentlichungstermin:
Januar 2012
Trackliste:
- Geist in Ketten
- Schall und Rauch
- Traum von einer Jugend
- Erwachen
- Mit dem Sturm
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