14. Januar 2012 | Von Stefan Döring | Kategorie: Reviews
Vermutlich ist es überhaupt nicht wichtig, woher eine Band eigentlich kommt. In letzter Zeit wurde immer viel von Frankreich und dessen reichhaltiger Qualität schwarzmetallischer Musik geschwärmt, dass es aber im Gegensatz dazu genauso viel Mist aus unserem Nachbarland gibt, bestätigt sich jedoch ebenso immer wieder. Alles andere als Mist ist das offizielle zweite Album „Je suis autrefois“ von Nephtys‚ – mittlerweile zu einem Soloprojekt geschrumpften – Epheles.
Schon das Plattencover zeigt eine gewisse Nähe zu den Landsmännern von Celestia, immerhin wird die Platte auch über deren Label Apparitia Recordings vertrieben, musikalisch mag man Epheles jedoch eher in den symphonischen Bereich des Black Metals einordnen. Die orchestralen Keyboards stehen dabei recht weit im Hintergrund, was den vier regulären Stücken ordentlich Atmosphäre verleiht. Bedrohlich geht es zunächst zu, Raserei bestimmt das Bild, worüber das kratzbürstige Organ Nephtys‚ thront. Denkt man erst, dass die Grundriffs recht einfach sind, wird man dank herrlich sirrender Leadgitarren eines Besseren belehrt, nicht selten wird man an Limbonic Arts frühe Großtaten erinnert. Dies liegt vermutlich auch daran, dass Epheles ebenso auf einen Stromtrommler zurückgreifen, welcher zwar nicht zwingend echt klingen will, dessen maschinelle Kälte aber durchaus zur nicht minder frostigen Musik passt wie die Faust auf’s Auge.
Nephtys lässt kompositorisch nichts anbrennen, so besitzt jeder Song einen klaren Aufbau, von eher einfachen bishin zu immer vielschichtigeren Arrangements um schließlich zum absoluten Höhepunkt zu kommen. Dank flüssiger Tempiwechsel bleibt das Material stets spannend, kurze Keyboard-lastige Zwischenspiele schaffen Atmosphäre, wirken nicht als Ballast, sondern agieren als nötiges Bindeglied zwischen den überlangen Stücken. Herausheben möchte ich hierbei das dreizehn minütige Titelstück, welches zwischen erhabener Mächtigkeit, atmosphärisch ruhigen Abschnitten und der abschließenden Knüppelorgie alle Register zieht. Den größten Reiz versprühen dabei diverse hypnotisch monotone Phasen, welche sich mit flirrenden Melodien in den Schädel zu bohren vermögen.
Der reiche Fundus französischer Schwarzmetall-Bands wird durch Epheles jedenfalls hervorragend ergänzt. Man mag auch bei dieser Band fehlende Innovationen bemängeln, dies völlig zurecht, denn auch Epheles vermögen nichts wirklich Neues in die Musik einzubringen. Doch Nephtys schafft es aus allerlei bekannten Strukturen etwas zu erzeugen, was nicht nur mitreißt, sondern auch authentisch wirkt und das ist es, was die Musik des Franzosen zu etwas Besonderem macht. Großartige Musik muss nicht immer innovativ sein, sie muss einfach großartig sein!
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Label:
Bandpage:
Veröffentlichungstermin:
5. Mai 2011
Trackliste:
1. La vie est ici…
2. Les murmures du silence
3. Ne meurs jamais…
4. J’ai froid dedans…
5. Je suis autrefois…
6. Les pleurs obscurs…
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